Teil II: „Potenziale von Power-to-X Technologien und Sektorkopplung in Hessen“ am 29.11.2016
In der zweiten Veranstaltung des Faktenchecks zum Thema „Speicher in der Energiewende“ mit rund 80 Teilnehmenden wurden die Potenziale von Speichertechnologien und Sektorkopplung sowie die Themen Flexibilisierung und Finanzierung vertiefend behandelt. Die Technologien Power-to-Gas und Power-to-Heat werden in Zukunft eine immer größere Rolle bei der Umsetzung der Energiewende spielen. Ohne sie wird die langfristig notwendige Verbindung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr nicht gelingen können. Demonstrationsanlagen im Bereich Power-to-X in Hessen und im weiteren Bundesgebiet liefern erste Rückschlüsse auf die notwendigen Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb und zeigen die technischen Potenziale dieser Technologien auf.
Vor einem großflächigen Einsatz stellen sich allerdings noch wichtige Fragen: Wo liegen die größten Potenziale der Sektorkopplung? Ab wann müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, um den CO2-Ausstoß aller Sektoren mit Hilfe von Power-to-X Technologien deutlich zu senken? Wann lohnen sich Power-to-X Anlagen heute schon, welche Kriterien beeinflussen die Standortwahl und wie bewerten Kreditgeber wie Banken die Technik? Diese und weitere Fragen wurden mit Hilfe von renommierten Experten und erfahrenen Praktikern mit dem Publikum erörtert.
Am Vormittag des 29. November fand zusätzlich in Kooperation mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) eine Besichtigung der Power-to-Gas Demonstrationsanlage in Allendorf (Eder) der Firma Viessmann am Vormittag statt, die ebenfalls eine rege Nachfrage erfuhr.
Nach der Begrüßung von Dr. Lars Witteck, Vorstand der Volksbank Mittelhessen und Dr. Rainer Kaps, Leiter Themenfeld Energie, Hessen Agentur gab Prof. Dr. Michael Sterner, OTH Regensburg, einen Überblick über Power-to-X Technologien und Sektorkopplung. Deutlich wurde der enorme Bedarf an Power-to-X Anlagen zur Dekarbonisierung der Sektoren Verkehr und Wärme sowie zur Nutzung im chemischen Bereich. Zum Thema Power-to-Gas stellte Dr. Bernd Krautkremer, Fraunhofer IWES Kassel, aktuelle Forschungspfade und erfolgversprechende Praxisbeispiele vor. Insbesondere die Verknüpfung von Power-to-Gas mit Biogasanlagen zur Herstellung von Methangas bietet aus Sicht der Experten im Vergleich zur Wasserstoffproduktion heute viele Vorteile.
In der Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Peter Birkner, House of Energy, Peter Ritter, Cube Engineering GmbH, René Schoof, Uniper Energy Storage GmbH und Jan Weimer, Volksbank Mittelhessen wurden die Anregungen der Expertenvorträge vertieft und zwei Praxisbeispiele vorgestellt: Das Bioenergiedorf Jühnde als Beispiel für kommunale Flexibilisierung und Sektorkopplung von Peter Ritter und Power-to-Gas Anlagen aus dem Portfolio der Uniper Energy Storage von René Schoof.
Die Vernetzung von Wirtschaft und Forschung sei laut Prof. Dr. Peter Birkner, House of Energy, von großer Bedeutung für die Umsetzung der Energiewende. Gemeinsam mit den Partnern des House of Energy arbeite man daran, innovative Projekte auf den Weg zu bringen. Leider würden noch die politischen Rahmenbedingungen fehlen, um technisch interessante Projekte aus dem Bereich Speicher außerhalb von Forschungsvorhaben auch in die Tat umzusetzen. Jan Weimer, Volksbank Mittelhessen, pflichtete bei und berichtete, dass die Banken den Speichermarkt zwar sehr genau beobachten würden, derzeit aber z.B. für Power-to-Gas Anlagen noch kein eigenständiger Business Case zu identifizieren sei. Insbesondere eine angemessenere Bepreisung von Emissions-Zertifikaten, und darin waren sich alle Experten einig, würde das Marktumfeld für viele Speichertechnologien positiv verändern.