Bisher dreht sich in Wettenberg noch kein Windrad. Doch das könnte sich ändern: Auf Initiative des Klimarats hat die Gemeinde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die zwei mögliche Flächen für Windenergieanlagen untersucht. Das Ergebnis: Im Bereich des Wertholzplatzes wäre eine positive ökonomische Wertschöpfung mit vier modernen Windenergieanlagen möglich. Dafür würde eine Fläche von circa 0,5 Hektar in Anspruch genommen werden. In einem weiteren, ökologischen Gutachten wird jetzt geprüft, ob Windenergieanlagen auf diesen Flächen mit dem Natur- und Artenschutz in Einklang gebracht werden können. Wenn dieses Gutachten vorliegt - vermutlich Ende des Jahres – soll es Raum zur Diskussion der Windenergie mit Bürgerinnen und Bürgern geben, bevor eine richtungsweisende Entscheidung getroffen wird.
Auch die Möglichkeiten von Photovoltaik-Anlagen auf dem Gemeindegebiet sollen geprüft werden, denn es ist noch ein weiter Weg bis zur Klimaneutralität, die Wettenberg 2035 anstrebt. Von Erneuerbaren Energien könnten die Gemeinde und auch die Bürgerinnen und Bürger dabei auch finanziell profitieren: Die Bürgerenergiegenossenschaft Sonnenland erklärte, dass Bürgerinnen und Bürger sich mit einem genossenschaftlichen Modell direkt an Anlagen Erneuerbarer Energien beteiligen können.
Neben Strom aus Erneuerbaren Energien ist das wichtigste Element der Energiewende die Wärmeversorgung. Diese wird gerade von den Stadtwerken Gießen im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung weitergedacht. Die Stadtwerke stellten ihr Vorgehen dazu vor. Aktuell wird ein Dienstleister ausgewählt, der innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Strategie für nachhaltige Wärme in Wettenberg erarbeiten soll. Diese Strategie könnte z. B. die Nutzung von Fernwärme oder von in Wettenberg reichlich vorhandenem Holz beinhalten. Herr Fuchs von den Stadtwerken betonte die Rolle von Kommunikation und Beteiligung im gesamten Prozess: „Es soll immer klar sein: Wo ist die Gemeinde, was ist der aktuelle Stand der Planung?“
Auf der Veranstaltung herrschte Einigkeit darüber, dass die Energiewende keinesfalls zu Lasten des Natur- und Artenschutzes gehen darf. Der NABU Wettenberg appellierte an alle Besuchenden, öfter mal das Licht auszuschalten und damit Energie zu sparen, Insekten zu schützen und auch der eigenen Gesundheit mit der Wahrung des Tag-Nacht-Rhythmus etwas Gutes zu tun.
Die Vielzahl an Themen kam bei den Besuchenden der Veranstaltung gut an. Angeregte Diskussionen zu den Chancen- und Risiken der möglichen Projekte zeigten, dass sich die Wettenberger sehr für die zukünftige Energieversorgung ihrer Gemeinde interessieren. Auch der persönliche Beitrag einzelner Anwohnenden wurde thematisiert. Die SolarLotsen Gießen haben den Wettenbergerinnen und Wettenbergern kostenlose Beratungsmöglichkeiten für Dach- und Balkon-PV-Anlagen angeboten.
Die Gemeinde hat nun einige Hausaufgaben mitgenommen: Jetzt geht es ans Austüfteln der Strategie, die Wettenberg ohne allzu große Konflikte zur Klimaneutralität führt. Bürgermeister Nees machte deutlich: „Um die Energiewende zu schaffen, müssen wir Wind, Sonne, Geothermie und Wärme, aber auch den Netzausbau und natürlich den Naturschutz zusammendenken. Das ist eine komplexe Aufgabe, vor der wir stehen.“ Dennoch ist die Gemeinde zuversichtlich: „Wir haben uns jetzt aufgemacht und freuen uns, dass so viele Wettenbergerinnen und Wettenberger uns auf diesem Weg begleiten. Gemeinsam packen wir es jetzt an!“