Bürgermeister Marius Reusch und Tobias Doerk vom Bereich Erneuerbare Energien bei der OVAG erläuterten zu Beginn der Veranstaltung die Hintergründe und Planung des Vorhabens sowie Möglichkeiten der finanziellen Bürgerbeteiligung.
Der erste Photovoltaikpark in Langgöns soll 10.000 Megawattstunden pro Jahr erzeugen und damit den Jahresstrombedarf von ca. 2850 Dreipersonenhaushalten decken sowie 4340 Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Mit seiner Leistung wird er den Anteil an Solarstrom in Langgöns verdoppeln und den bisher einzigen Solarpark im Landkreis Gießen „Hohe Warte“ um 40 Prozent übertreffen. In seinem Vortrag betonte Tobias Doerk, dass die Solarenergie aus Sicht der OVAG einen wichtigen Beitrag zum Strommix der Zukunft leistet. Nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) von 2023 soll der Zubau der Photovoltaik bis 2030 verdreifacht werden, was nur unter Einbeziehung von Acker und Grünland erreicht werden kann.
Bürgermeister Reusch wies insbesondere auf die Eignung der Fläche hin. „Die Gemeinde hat ihre Entscheidung nach einer Standort-Analyse gründlich abgewogen: Die Lage des kommunalen Grundstücks an der Autobahn, die Ausrichtung nach Süden und der nahe Netzanschluss am Umspannwerk in Leihgestern, die geringe Einsehbarkeit und die relativ geringen Bodenwerte von 28-62 bei durchschnittlich 70 in der Gemeinde, sprechen für diesen Standort.“
Eine Besonderheit ist die geplante Kooperation zwischen der Gemeinde und der OVAG. Mit einer eigens hierfür gegründeten Gesellschaft wollen beide gemeinsam Verantwortung für das Projekt übernehmen. Die Wertschöpfung soll der Gemeinde Langgöns durch gesicherte Erträge aus dem Pachtentgelt und einer wirtschaftlichen Beteiligung am Gesellschaftsergebnis zugutekommen. Auch an eine finanzielle Beteiligung für die Bürgerinnen und Bürger von Langgöns, z. B. in Form eines Solarbriefs, ist gedacht.
Bis die Anlage in Betrieb gehen kann, wird es noch mehr als zwei Jahre dauern: Derzeit finden die artenschutzrechtlichen Kartierungen statt. Im Herbst soll ein Bebauungsplanverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit eingeleitet werden. Die Baugenehmigung wird für das Frühjahr 2026 angestrebt. In Betrieb gehen soll die Anlage dann Ende 2026.
Nach dem Vortrag konnten die Teilnehmenden an Infoständen im Saal im persönlichen Gespräch mit den anwesenden Fachleuten, so auch die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde, Susanne Schmitt, und den Klimaschutzkoordinator des Landkreises Gießen, Dr. Rütger Rollenbeck, sowie am Stand der LEA ihre Fragen klären, bevor die Exkursion zur Fläche im Ochsenmahr startete. Vor Ort konnten sich die Teilnehmenden dann selbst ein Bild von der Eignung der Fläche machen. Hier gab es auch noch Hinweise der Teilnehmenden der Exkursion, z. B. hinsichtlich des Schutzes von Reh- und Kleinwild.
Hintergrund:
Als eine von über 380 hessischen Klima-Kommunen verfolgt die Gemeinde Langgöns das Ziel, bis 2040 CO2-neutral zu werden. Neben der Reduktion des Energieverbrauchs sollen auch erneuerbare Energieträger verstärkt eingesetzt werden. Auf zahlreichen Gebäudedächern und an Balkonen wird in den Ortsteilen bereits aus Sonnenergie Strom gewonnen. Für die Zielerreichung müssen jedoch weitere Anstrengungen unternommen werden. Eine weitere Möglichkeit für klimafreundliche Stromerzeugung bieten Freiflächen-Photovoltaikanlangen auf Grünland- und Ackerflächen in der Gemarkung.
Nach dem Beschluss der Gemeinde im Jahr 2022 konnte die Gemeinde die Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG) als lokalen Energieversorger dafür gewinnen, gemeinsam in Form einer neu gegründeten Gesellschaft den Photovoltaik-Park auf einer etwa acht Hektar großen Fläche im Ochsenmahr in Langgöns zu planen.